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Neuigkeit
23.12.2016
Bergformen die überraschen

Wenn ich von meinem adoptierten Berg im Diemtigtal in Richtung Nord-Osten schaue, fällt mir vor allem die spitze Form des Hauptgipfels der Spillgerten 2476m ins Auge. Mich faszinieren solche Bergformen die Gottes Schöpfung in die Landschaft gesetzt hat. Alle sind individuell und unikat und je nach Perspektive betrachtet, erscheinen sie anders. Es gäbe hier noch Etliche aufzuführen, wie z.B. Den Zindelspitz (2097 m.ü.M - Wägital), der auch „buckliger Fels“ oder Gipfel zum Verlieben“ oder „ein Schaf im Wolfspelz“ genannt wird. Weiter fasziniert mich die Namensgebung und die Form der Dufourspitze (4634 m.ü.M) im Monte-Rosa-Massiv, höchster Gipfel der Schweiz. Interessant: ursprünglich hiess der Gipfel „Gornerhorn“ (= starker od. grosser Berg) und in Italien wurde er “höchste Spitze“ genannt!

 

Gut zu wissen, was die Bibel dazu sagt: “Am Ende der Zeit wird der Berg, auf dem der Tempel steht, alle anderen Berge und Hügel weit überragen“ (Jesaja 2.2a)

 

Am 28. August 2016 durfte ich von der Täschhütte (2710 m.ü.M.) aus, in der Abendsonne einen Blick in diese bizarre Grenzregion werfen. Am nächsten Morgen bestiegen wir das „Flachdach der Alallin-Gruppe, den Alphubel (4206 m.ü.M.). Der Gipfel des Alpbubels ist überhaupt kein typischer Schweizerberg. Nein, dort oben könnte man Fussball spielen, so gross und flach - jedoch leicht schräg ist das (Schnee-) Feld.

 

Um 3.30 Uhr marschierten wir los. Wir waren zu fünft mit dem Bergführer unterwegs. Im Lichtkegel unserer Stirnlampen stiegen wir bis zum Gletscher hoch.

 

Hier montierten wir die Steigeisen und seilten uns an. In geschwungenen Kehren, den Pickel griffbereit in der Hand haltend, erklommen wir die Steigung. Ich war wieder einmal mehr überrascht, wie die Steigeisen guten Halt im Eis boten! Unser Bergführer hatte mich in der Mitte der Seilschaft platziert. Vor mir zwei Männer um die dreissig, hinter mir eine Studentin. Alle hatten schon, ähnliche Hochtouren unternommen oder waren bergerfahren, so wie ich auch.

 

Allmählich sahen wir den Sonnenaufgang im klarem und fast wolkenlosen Himmel Richtung Mischabel Gruppe. Am gegenüberliegenden Rimpfischhorn (Monte-Rosagruppe im Süden, Mischabelgruppe im Norden) beobachteten wir eine weitere Seilschaft, die unterwegs war. Das Matterhorn links, direkt vor uns, war zum Greifen nah. Es entriss mir einen Jauchzer in dieser wunderbaren Morgenstille … Nach einem längeren Aufstieg und einer Pause kamen wir in eine Eis-Steilwand. Wir konnten uns hier nur mit den Frontzacken der Steigeisen vorwärtsbewegen und hatten den Pickel als zusätzliche Steighilfe eingesetzt. In diesem Moment sah ich, wie sich das linke Steigeisen bei meinem Vordermann löste. Sofort sicherten wir uns mit einer zusätzlichen Eisschraube. Unser Bergführer war zu diesem Zeitpunkt ungefähr 10m weiter oben am Vorklettern und sichern, so dass ich zu meinem Kollegen kletterte und ihm das Steigeisen wieder am Schuh zu befestigen versuchte.

 

Leicht angespannt liess ich einen Gebets-Seufzer zu meinem Himmlischen Vater los. Dadurch konnte ich ruhig und besonnen bleiben! Nach einiger Zeit gelang es mir, die Riemen um den Schuh zu schnüren und fest zu verknoten. Mein Seil-Kollege war überaus froh, wieder mit beiden Füssen die Frontzacken gebrauchen zu können, da ihn das rechte Bein von der Anstrengung her sehr schmerzte. Er sagte: „Ou Fredu, jetzt hast du mir das Leben gerettet“. Als weitere Stärkung gab ich ihm Ovomaltine-Schokolade und sagte: „Sei gesegnet im Namen des Herrn“.

 

Dies geschah alles in der Eiswand 70m unter dem Gipfel. Bergabwärts gähnten uns etliche Gletscherspalten entgegen. Oben angekommen, suchten meine Augen vergeblich nach dem Gipfelkreuz. Vermutlich war es umgestürzt, oder in den Schneemassen versunken. Nur eine Eisenstange markierte den höchsten Punkt des Gipfels. Mittlerweile war es 10 Uhr geworden. Der Bergführer ordnete nur eine kurze Rast an. Er wollte verhindern, dass wir auf dem Rückweg ins Tal im aufgeweichten Schnee einsinken würden. Es war ein unbeschreibliches Hochgefühl, hier oben im T-Shirt die Rundsicht zu geniessen!

 

Wie gut, hatte ich als Gedankenstütze unsere Gebetskarte LSR (loben-segnen-rufen) beigepackt und konnte so weniger abgelenkt von Müdigkeit und den letzten Strapazen effizient unseren Schöpfer anbeten! Um 13.30 Uhr kamen wir glücklich und zufrieden in der Täschhütte an. Hatten wir doch 3000 Hm in einer Marschzeit von 9 h in den Knochen. Praise the Lord! Danke für die Bewahrung!

 

Manfred Kohler